Blockseminar: Soziale Normen und Recht

Wintersemester 2022 / 2023 Blockseminar: Soziale Normen und Recht

Die Rechtswissenschaften seien „Normwissenschaften“, sagen Juristen gern. Aber es gibt natürlich auch außerrechtliche Normen. Man kann an Moral denken aber auch an Regeln, die gemeinhin nicht moralisch verstanden werden: Etwa die, bei Rot an der Am- pel zu warten. Die Soziologie hat für solche und verwandte Phänomene den Begriff der „sozialen Normen“ hervorgebracht und ihn über die Jahre in die Psychologie, die Philosophie, die Politikwissenschaft und die Volkswirtschaftslehre „exportiert“. Auf dieser Reise durch die Disziplinen ist der Begriff ein schillernder geworden, der in vielen Facetten behandelt und angewandt wird. Die Wirt- schaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom – von Hause aus vielleicht eher Politologin – hat untersucht, wie soziale Normen helfen, geteilte Ressourcen zu erhalten und zum allseitigen Vorteil zu nutzen. Christina Bicchierin, eine Philosophin hält soziale Normen für die Grammatik der Gesellschaft. Erik Posner hat als Rechtswissenschaftler beschrieben, wie das Recht und soziale Normen sich gegenseitig beeinflussen und bedingen. George Akerlof und Rachel Krantin halten soziale Normen für ein wesentliches Element, dessen Fehlen in Standardmodellen der Ökonomie erklärt, warum diese Modelle in bestimmten Situationen falsche Vorhersagen machen. Obwohl sich die Begriffe sozialer Normen, die die genannten Wissenschaftler nutzen, unterscheiden, ist ihnen gemein, dass sie – anders als die frühere soziologische Literatur – spieltheoretische Instrumente verwenden und die Erwartungen an das Verhalten und das Urteil Anderer ins Zentrum der Analyse der Motivation von Agenten stellen. 

Das Seminar soll das Verhältnis von sozialen Normen und Recht erhellen. Dazu soll sozialwissenschaftliche Forschung zu sozialen Normen mit rechtswissenschaftlichen Forschungsfragen in Beziehung gesetzt werden, um vielleicht neue Antworten auf alte Fragen zu finden. Das Seminar konzentriert sich auf die Literatur zu sozialen Normen aus der Ökonomie, der Philosophie, der Psychologie und vereinzelt auch der Politologie. Es behandelt die soziologische, weniger quantitativ ausgerichtete Forschung zum Thema dagegen allenfalls am Rande. Vorkenntnisse in quantitativen sozialwissenschaftlichen Methoden, insbesondere der Spieltheorie, sind hilfreich, werden aber nicht vorausgesetzt. Das Seminar ist auch ohne diese Vorkenntnisse gut zu bewältigen. 

 

Am 26.10.2022 findet eine freiwillige Seminarzwischenbesprechung statt. Zu diesem Termin sollten sie ihre These, ihre Gliederung und ihre Kernargumente vorstellen (keinesfalls länger als 7 min). Bitte richten Sie ihre Vorstellung an die anderen Seminarteilnehmer und nicht an Prof. Morell. Wenn Sie an dieser Besprechung nicht teilnehmen senden Sie bitte rechtzeitig (2 Arbeitstage vorher) eine Mitteilung an sekretariat-morell@jura.uni-frankfurt.de.

 

Die Zwischenbesprechung findet statt in Raum: RuW 1.101

Uhrzeit: 14:00-16:00h

Datum: 26.10.2022

 

Zugang zum Kurs gesperrt. Bitte melden Sie sich an. Login
Informationen zum Zugang
Sie haben zu wenig Berechtigungen, um diesen Kurs zu starten.