SoSe 2021 Afrika in Amerika: vom transatl. Sklavenhandel zur BLM-Bewegung - Prof. Gareis
Zusammen mit den spanischen Konquistadoren kamen die ersten Afrikaner nach Amerika. Ab 1510 wurden afrikanische Sklaven regelmäßig und in größerer Zahl als Arbeitskräfte in das spanische Kolonialreich gebracht. Im Laufe des 16. Jahrhunderts etablierte sich ein ständig wachsender Sklavenhandel zwischen Afrika und Amerika, an dem europäische Unternehmer und afrikanische Herrscher beteiligt waren. Aus ihrem ethnisch-kulturellen Umfeld herausgerissen wurden die afrikanischen Zwangsmigranten in das menschenverachtende Sozialgefüge der kolonialen Sklavenhaltergesellschaften geworfen.
Trotz dieser widrigen Umstände konnten viele unter ihnen ihre kulturellen Traditionen erhalten, allerdings meist in abgewandelter Form. Vielerorts fusionierten afrikanische Traditionen und Kulturelemente mit denjenigen der anderen Bevölkerungsgruppen, was zur Ausprägung neuer kultureller Formen führte. In der Folge bildeten sich gänzlich neue afro-amerikanische Kulturen heraus, in manchen Fällen mit eigenen Sprachen, eigenem Kunstschaffen, Religionen und Ritualleben. Seit Ende des 19. Jh. und während des gesamten 20. Jh. bestimmten Afro-Amerikaner maßgeblich populäre Musikstile in den beiden Amerikas. Auch in der Bildenden Kunst, in Theater und Film wirkten afroamerikanische Künstler stilbildend. Außerdem spielen afrikanische Zwangsmigranten und ihre Nachkommen eine wichtige politische Rolle in den amerikanischen Staaten. So kennzeichneten Aufstände und diverse Freiheitsbewegungen über Jahrhunderte hinweg die Sklavenhaltergesellschaften des amerikanischen Kontinents. In Lateinamerika und der Karibik kam es während der Kolonialzeit zur Bildung einer großen Zahl autonomer afrikanischer Siedlungen, von denen einige kontinuierlich bis in die Gegenwart fortbestehen. 1804 erklärte Haiti als erster afrikanischer Staat Amerikas seine Unabhängigkeit von Frankreich und die Bürgerrechtsbewegung des 20. Jahrhunderts erkämpfte sich in den USA einen neuen Platz im Staat. In den 2000er Jahren mündeten die Proteste in die Black Lives Matter-Bewegung.
Das Seminar möchte die Vielfalt afrikanischer und afro-amerikanischer Lebensformen in Amerika über die letzten 500 Jahre bis in die Gegenwart erkunden. Eigene Themenvorschläge sind durchaus erwünscht und werden vor Semesterbeginn entgegengenommen. Eine ausführliche Literaturliste wird zu Beginn des Semesters bereitgestellt.